[HOMO SAPIENS AMBIENT]
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Shiva Moon (August 1997)

Ich war am 02.08.97 zur Redaktionsparty einer bekannten Hanf-Zeitschrift in der Naehe von Luebeck eingeladen. Die Hinfahrt verlief den Erwartungen entsprechend gut. Ich fand die Fete sofort und sie war auch recht nett gelegen (in einem kleinen Tobel noerdlich Moenkhagens). Nachdem wir uns dort voll gefuttert und nett unterhalten hatten, fuhr ich, wie besprochen, mit Achim und Joerg zur "Shiva Moon", die keine 60 Km von Moenkhagen entfernt stattfand.

Dort kamen wir auch, nach ein paar kleinen Zwischenfaellen (Bullen wegen defektem Bremslicht, mehrmals wenden/pissen), so um 2:00 Uhr an. Ich schmiss unterwegs schon mal die erste halbe Pille. Die letzten Kilometer wiesen uns die Lichtfinger den Weg (ausgeschildert war es mal wieder beschissen). Uff, ein riesiger Parkplatz! Wir fuhren endlos im Schritttempo ueber eine Piste, bis wir einfach das Auto stehen liessen (wie es alle machten). Dann schlugen wir uns erstaunlich schnell zu Bekannten von Joerg und Achim durch (die vorher schon durch Handy ausfindig gemacht wurden) und schlugen dort unser Basislager auf.

Kurze Zeit spaeter machte ich mich zur Tanzflaeche auf. Die Lightshow war gross dimensioniert. Ein paar Scheinwerfer strahlten die sich drehende Spiegelkugel auf der Pyramide an, in der die DJ's auflegten. Dahinter standen als Deko ein paar im Schwarzlicht leuchtende grosse Pilze und eine riesige gruene Heuschrecke (nett). Weitere Scheinwerfer leuchteten in den Nachthimmel hinein. Weiter hinten standen zwei grosse Lichtanlagen, die aus vielen verschiedenfarbigen Strahlern einen drehbaren Kreis aufbauten, dessen Durchmesser ebenfalls veraenderbar war. Nicht schlecht (sowas aehnliches kannte ich bisher nur in 3 Nummern kleiner)!

Ich sprang mal kurz auf die Tanzflaeche, aber was da lief gefiel nicht (ach, das wird bestimmt noch, dachte ich). An einem der vielen Staende besorgte ich mir etwas Saft und nahm die ersten 0.2g semilanceata (noch eine viertel "E" habe ich schon beim aussteigen geschluckt). Ich flanierte ein wenig an den Staenden lang, ging mal zurueck zum Basislager um zu schauen, was Achim und Joerg so machten und wieder zurueck zur Tanzflaeche um zu hoeren, ob die Musik meinem Geschmack mehr entsprechen wuerde, dann wieder an den Staenden lang...usw., usw. Das habe ich dann praktisch die ganze Nacht gemacht (ich muss insgesamt an die 10 Kilometer gelatscht sein B). Das flanieren machte aber keinen rechten Spass. Ich fuehlte mich eher wie auf einem riesigen Parkplatz, als auf einer Open-Air-Party. In jedem zehnten Wagen sassen Leute (zumeist Bademeister), die so laut Musik hoerten, wie ihre jaemmelichen Anlagen es zuliessen und den Motor laufen liessen... [seufz']

Nachdem ich die zweite gleichgrosse Ladung semilanceata zu mir genommen hatte, wurde es etwas wirr. B) Das was ich mit Sicherheit noch weiss ist, das mir die Musik noch immer nicht in die Beine fahren wollte und das ich mein treues Schweizer Taschenmesser verloren habe (ich weiss gar nicht, was mich mehr geaergert hat).

Es wurde langsam hell, aber statt das es jetzt endlich richtig abging, veraenderte sich die Musik kaum und dann AUS. Nichts mehr! "Sperrstunde", hiess es! Na Mahlzeit! Immerhin entdeckte ich da ganz hinten ein kleines Zirkuszelt und diese putzigen Gebilde aus Stoffplanen. Ach, das wird wohl der Chillout sein! Irgendwie bin ich in der Nacht gar nicht so weit gewandert. Jetzt erfasste ich erst das ganze Ausmass dieser Veranstaltung. Allerdings machte sich IMO an den bestimmt 50 Staenden ein wenig Rummelplatzatmosphaere breit. Im Chillout war es allerdings sehr nett, aber mich zog es doch wieder zur Tanzflaeche, als spaeter die Musik wieder anfing (ich bin auch immer so ruhelos, wenn ich beschleunigt bin).

Aha, man hatte etwas Stroh auf die Tanzflaeche geworfen (gute Idee)! Aber mit der Musik hatte ich noch immer Probleme! Irgendwie machte die mich nicht an. Ging mir nicht in die Beine! Ich will nicht sagen, dass es Scheisse war, aber meinen Geschmack haben die Leute nicht getroffen (und mir haben alle von "Juno Reaktor" vorgeschwaermt! Pah!)! Also ich kann irgendwie mit dem momentan scheinbar angesagten Psytrance nicht viel anfangen (hier in Koeln laeuft ja auch praktisch nichts anderes mehr). Ich habe langsam die Schnauze voll! Immerhin gehe ich ja schliesslich zum tanzen dorthin (in der Nase bohren kann ich auch zu Hause)! [seufz']

Inzwischen versuchte die Sonne durch den Nebel zu kommen. Ich stand zum x-ten Mal an dem Zaun hinter der Pyramide und waehrend ich pisste, nahm ich das vertraeumte Bild auf, welches sich mir hier bot. Ich sah auf eine hohe nasse Wiese, die sich im Nebel verlor. Voellig einsam lag sie da, obwohl auf dieser Seite des Zauns die Wutz los war. Man sah gerade noch die Shiloette von einer Reihe knorriger Baeumen (vielleicht ein Bachlauf) die im Nebel verschwanden. Das ganze wurde von der Sonne, die nicht durchkam, diffus von hinten beleuchtet. Ein perfektes Arrangement! Begeistert sprach ich: "Mensch, bei mir zu Hause pisse ich nicht so schoen!". Ein paar neben mir Pissende lachten zustimmend...

Auf dem Parkplatz muss es in der Nacht zu wahren Dramen gekommen sein. Ich sah halb im Schlamm versunkene Fahrzeuge, die, nach der umliegenden schlammbespritzten Szenerie zu urteilen, stundenlang versucht hatten, da raus zu kommen (so habe ich mir immer Russland im Fruehjahr 1942 vorgestellt).

Mittlerweile (und Stunden spaeter) hatte ich die Versuche aufgegeben in die Musik rein zu kommen. Ich lehnte muede (nicht etwa vom tanzen, sondern vom "ueber-den-Parkplatz-latschen") an einem der Muellcontainer vor der Tanzflaeche, oder sass vor einem der Staende und konnte mich nicht so recht entschliessen zu fahren. Irgendwann am spaeten Vormittag schob ich mir noch zwei dieser leckeren Koerner-Burger rein und latschte einen lockeren Kilometer bis zum Ausgang in der Hoffnung das die mir was ueber diesen Shuttle-Bus erzaehlen koennten, der angeblich zum Hbf Neumuenster fahren sollte.

Inzwischen hatte die Sonne laengst ueber den Nebel gesiegt und begann zu braten. Die Frage mit dem Shuttle klaerte sich ohne Worte, er fuhr mir vor der Nase weg. Aber gluecklicherweise fuhren die Busse im Halbstundentakt. Die Leute die sich dort langsam ansammelten und ebenfalls im Schatten von ein paar Bueschen auf den Bus warteten sprachen kein Wort, auch nachher im Bus nicht (seltsame Atmosphaere...). Vom Bahnhof fuhr nach nur wenigen Minuten ein Zug direkt nach Koeln ab (wenigstens das klappte wieder wie am Schnuerchen). Von der Fahrt bekam ich nicht viel mit (schnarch').

Fazit: Ich habe dort eine Ueberdosis an tollen Frauen, Freaks, Bademeister, Autos und Chaishops bekommen, aber leider kaum Musik die meinen Beinen gefiel...

Ich habe mich wie zuhause gefuehlt, bei uns in Koeln sind fast alle Partys so (nur viel kleiner)... B(

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