Der Drache und anderes Getier (Juni 2003)
Als ich mich hinsetzte öffnete sich gerade das glühende
Auge des ersten Drachen. Ein orangerote Strahlenkranz wurde immer
intensiver und ließ die Ränder des zweiten Drachen, der
vor dem ersten flog, aufleuchten.
Mein Mund stand offen während mein Gehirn zu vibrieren
anfing! Baff starrte ich wie gebannt auf den großen Kopf mit
dem wahnsinnigen gleißenden orangen Auge. Sein Körper
duckte sich tief in die Landschaft. Der zweite hatte kleine
Flügel und einen massigen grauen Fischkörper. Sein
spaltweit geöffneter Mund spie eine Lanze aus Feuer und Rauch.
Langsam, ganz langsam, schloß er sein gigantisches Maul und
wendete seinen mächtigen Kopf zu mir.
Schon halb neun, ich mußte los! Ich packte mein Zeug und
schob das Fahrrad aus dem Haus. Es war ein schwüler heißer
Tag, es waren Gewitter angekündigt. Ich fuhr durch die noch
immer heiße, aber jetzt fast menschenleere Porzer
Fußgängerzone zum Rhein runter und radelte den Leinpfad
Richtung Zündorf. Hier war noch immer
verhältnismäßig viel los. Ein paar
Spaziergänger, ein paar Radfahrer, ein paar Skater. Der Himmel
sah aus, wie in den letzen Tagen. Die Sonne war schon hinter der
allabendlichen Dunstwolke verschwunden.
Gestochen scharfe Schnecken - die erste sich wild aufbäumend,
die letzte gehetzt hinter sich schauend - zogen vor dem Drachenkopf
entlang und verdeckten zeitweise das sich ständig
veränderne glühende Drachenauge. Verfolgt wurden die
Schnecken von wildem Getier, das sich drängte, die Schnecken
einzuholen. Schnecke und Getier wurden ebenfalls von hinten vom
gleißenden Orange des Drachenauges beleuchtet, welche die
Umrisse ihrer gewaltigen Leiber aufleuchten ließ.
Immer weiteres Getier schob sich vorbei. Die Drachen sind
weitergezogen und kaum mehr zu sehen, die Schnecken von Getier
überwältigt. Weiter nach oben hin immer dunkler werdend in
eine dunkles rot-orange-rosa mit einem Schuß purpur. Und da war
er wieder, der türkische Mond! Schließlich stand ich
auf...
Hinter Zündorf wurde es ruhiger. Ich rollte bis hinter die
Groov, stieg dann vom Fahrrad und schob es einen kurzen schmalen Pfad
entlang zum Rheinufer runter. Ich schob es noch ein Stück
über den Sand und lehnte es dann an eine verkrüppelte Weide
direkt am Ufer. Ich stellte meinen Klappstuhl auf. Der Himmel sah mit
einem mal sehr vielversprechend aus. Die Dunstwolke am Horizont ist
unerwartet aufgerissen und großartige Wolkengebilde zogen
vorbei. Die Sonne - durch Wolken verdeckt - schickte einige Strahlen
in den Himmel. Ich rauchte einen. Als ich mich hinsetzte öffnete
sich gerade das glühende Auge des ersten Drachen...
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